

Projektleiter und Seniorberater bei MontuaPartner Communications
Liebe Karriere,
mittlerweile kennen wir uns seit knapp 30 Jahren und unsere „Beziehung“ ist seit Mitte vergangenen Jahres beendet. Zeit für etwas Rückschau mit Abstand.
- In den frühen Jahren nach unserem Kennenlernen war ich ganz schön in dich verknallt – die ersten Visitenkarten in Händen zu halten mit einer relevant klingenden Funktion war fast ähnlich aufregend wie ein erster Kuss.
- Wir haben gemeinsam mindestens genauso viel Zeit damit verbracht, unser erstes Geschäftsfahrzeug zu konfigurieren wie mit der Einrichtung einer ersten gemeinsamen Wohnung.
- Und die erste Teilnahme an Management-Boards, die den ganzen Tag wichtige Entscheidungen treffen, statt im Nachgang dazu gebrieft zu werden, fühlte sich ein wenig an wie der erste Besuch bei Schwiegereltern in spe – „Werde ich irgendwelche ungeschriebenen Erwartungen erfüllen können?“
- Der große Moment des vermeintlichen Bundes fürs Leben mit deinem „ja“ zur Rolle des leitenden Angestellten.
Leider habe ich viele Zeichen nicht gesehen oder nicht sehen wollen, dass unsere Beziehung zunehmend toxisch wurde und mir nicht gutgetan hat.
- Ich habe mich in unserem gemeinsamen Freundeskreis zunehmend unwohl gefühlt. Zu viel Schein statt Sein – es war wichtiger, dazuzugehören. Die Wenigsten haben Themen offen angesprochen, die sie stören.
- Meine ungesunde Eifersucht, dich um keinen Preis verlieren zu wollen, anstatt an unserer Beziehung zu arbeiten und mich zu fragen, was wir eigentlich brauchen.
- Zu viele Phasen, in denen ich dich nicht mehr verstanden habe.
Und dennoch habe ich lange gebraucht, um einen Schlussstrich zu ziehen. Mittlerweile lebe ich in einer WG mit „Selbstwirksamkeit“ und „Sinn“, unterstütze Menschen, die es nicht so gut haben wie ich und arbeite mit Führungskräften an glücklichen Karriere-Beziehungen.
Ich weiß, dass es nicht nur an Dir lag – ich hätte viel früher aktiv werden können und an unserer Partnerschaft arbeiten – vermutlich wären wir dann heute noch ein glückliches Paar. … Aber vielleicht ist ja doch etwas dran, dass es vor allem auf Humor und den Charakter ankommt.

Ralf Grus
Geschäftsführer von service4EVU
Was bedeutet für Sie Karriere?
Karriere war für mich der klar definierte Aufstieg auf der Führungslaufbahn. Auch geprägt durch meinen Start in einem stark wachsenden Unternehmen und einen klassischen Kaminaufstieg. Mittlerweile bedeutet Karriere für mich, die Möglichkeiten zu nutzen, die sich aufgrund der Position ergeben. Also die Organisation zu verändern und zu verbessern. Den Mitarbeitenden Freiraum zu geben und dennoch die gesteckten Ziele zu erreichen. Für die Menschen, für die ich Verantwortung trage, eine gute Arbeitsumgebung zu schaffen, unter Berücksichtigung der unternehmerischen Anforderungen und Bedürfnisse.

Head of People & Happiness bei gevekom
Was bedeutet für Sie Karriere?
Was bedeutet Karriere für mich? Gute Frage! Je länger ich über diese Frage nachdenke, umso mehr wird mir klar, dass Karriere nie im Mittelpunkt meines Lebens stand. Für mich ist es wichtig, eine eigene Familie zu gründen, finanziell unabhängig zu sein und genau das zu tun, was ich liebe. Das tue ich.
Karrieregeil bin ich nicht. Ich habe die Leidenschaft, immer wieder Neues zu lernen. Als Head of People & Happiness eines international expandierenden Contact Centers ist Lernen eine Grundtugend. Jeden Tag lerne ich dazu – Sprachen, Kulturen, Charaktere – im Dschungel der Gesellschaft und eines wirklich anspruchsvollen Jobs.
Mein Job- und Privatleben vermischt sich ziemlich. Ich arbeite in einem Familienunternehmen, da gelten andere Regeln. In beide Richtungen. Karriere heißt dort: anpacken, selber machen und Gas geben.
Ergo: Karriere ist für mich das, was ich mache. Und wenn ich die wachsenden Personalzahlen und Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden messe, läuft die recht gut.

COO und Global Director of Customer Service von TUI Customer Operations
Was bedeutet für Sie Karriere?
In einem Wort: Unabhängigkeit.
Gehen Sie mit mir auf eine Gedankenreise: Menschen, die mir begegnen, sagen „Frau Martin, Sie haben Karriere bei der TUI gemacht.“ Was ist Karriere? Woran macht man sie fest? An der Position? Am monatlichen Gehaltscheck? An zufriedenen Mitarbeitenden? Ja, ich habe Karriere gemacht. Und nein, Karriere ist für mich nicht negativ besetzt, es war immer mein Ziel, Karriere zu machen. Wie ist es dazu gekommen?
Schauen wir auf mich und meine Werte: Unabhängigkeit, Vertrauen und Entwicklung. Ich bin einer Unternehmerfamilie entsprungen und wurde schon früh auf Erfolg und Leistung getrimmt. Höher, schneller, weiter, lautete die Devise. Sie war im Schulbetrieb nur bedingt nützlich, im Sport dagegen äußerst hilfreich. Beim Sport habe ich gelernt, als Team zu gewinnen. Auch Karriere kann nur der machen, der die Mannschaft mitnimmt. Karriere ist kein Einzelsport. Im Gegenteil: Ohne das Team – die Kollegen und Kolleginnen – und die Führungsmannschaft kann man keinen Pokal gewinnen und eben auch nicht Karriere machen.
Welches sind die wichtigen Faktoren für eine gelingende Karriere? Verantwortung zu übernehmen. Für sich, seine Aufgaben und Ziele, aber auch für das Unternehmen. Durch die Trennung meiner Eltern habe ich früh gelernt, Verantwortung für meinen jüngeren Bruder zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Nach meinem Abitur entschied ich mich für ein Studium der Ägyptologie und Geschichte, beides Themen, für die ich mich bis heute begeistere. Kurz nachdem ich angefangen habe zu studieren, wurde der Palast von Kleopatra vor Alexandria entdeckt – und ich entschied mich, etwas anders zu entdecken: Ich absolvierte eine Ausbildung im Reisebüro. Dort habe ich gelernt, was Kunden- und Serviceorientierung ausmacht. Zum Beispiel auch dann zu bleiben und das richtige Angebot zu finden, wenn ein Kunde Heiligabend um 12.30 Uhr kommt und für den nächsten Tag buchen möchte. Mein Freund wartete damals draußen vor der Tür, unsere ganze Planung war durcheinandergeraten. Aber ich bin mit dem guten Gefühl nach Hause gegangen, dass ich für einen zufriedenen Kunde gesorgt hatte. Das habe ich bis heute nicht vergessen. Nach meiner Ausbildung bin ich nach Frankfurt gegangen, um in einem Callcenter Reisen zu verkaufen. Während einer Fahrstuhlfahrt erfuhr ich von einem Job in Hannover – und so startete ich meinen Weg bei der TUI in Hannover, wo ich auch gleich mit meinem jetzigen Mann zusammenziehen konnte. Mein Tipp lautet also: ruhig ab und an auch mal Fahrstuhl fahren!
Während meiner Reise durch die TUI, angefangen im Trading, weiter Richtung HR und seit fünf Jahren im Customer Service, habe ich mir stets bewahrt zu lernen, neugierig zu bleiben und Mitarbeiter und mich weiterzuentwickeln. Der Kunde stand immer im Fokus. Bei vielen Karriereschritten konnte ich mehr Geld verdienen, bekam ein größeres Büro und einen Dienstwagen. Das sind alles Statussymbole – und ja, auch die gehören dazu.
Allerdings ist mein größter Schatz meine Unabhängigkeit. Jetzt fragen Sie sich: „Unabhängigkeit in so einem großen Konzern mit so vielen Stakeholdern?“ Für mich bedeutet Unabhängigkeit, mit meinem Team Dinge zu gestalten, Prozesse zu optimieren, strategische Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Unabhängigkeit bedeutet für mich auch, wirksam in der Organisation zu sein. Und ich komme noch mal auf den Fahrstuhl zurück: Netzwerke zu knüpfen und neue Menschen und deren Perspektiven kennenzulernen ist wunderbar.
Der letzte, aber vielleicht wichtigste Punkt ist: Ich kann für die Entwicklung meiner Mitarbeiter sorgen – und damit auch für meine eigene Entwicklung. Sie und ich können weiterkommen, dazulernen und reflektieren.
Um das zu erreichen, ist eine Karriere unabdingbar.

Senior Director Human Resources der Tele Columbus AG
Was bedeutet für Sie Karriere?
Die Planbarkeit der eigenen Karriere hat in der heutigen VUCA-Welt deutlich abgenommen. Es ist nicht mehr üblich, dass ich mein gesamtes Arbeitsleben in einem Unternehmen verbringe und so mein Karriereweg geradlinig vorgezeichnet ist. Ich muss durch nicht beeinflussbare und unvorhersehbare Einflüsse also bereit sein, meinen Karriereplan stetig anzupassen. Umso wichtiger ist die Offenheit, neue Wege zu gehen, auch wenn sie nicht direkt zum Ziel führen. Wie ich meine Karriere gestalte, liegt primär in meiner Hand und es liegt an mir und meiner inneren Haltung, was ich aus meiner beruflichen Situation mache.

Sales Director DACH bei Infobip
Was bedeutet für Sie Karriere?
Ganz allgemein steht der Begriff „Karriere“ für mich erst einmal für ein „Vorankommen“ als Gegenpol zur Stagnation. Mir persönlich gefällt auch das Wort „Laufbahn“, denn das bringt noch die Geschwindigkeit mit ins Spiel. Als drittes wichtiges Element sehe ich das Ziel, auf das man sich im beruflichen Kontext zubewegt. Ich würde Karriere also definieren als das erfolgreiche Vorangehen im eigengewählten Tempo auf einem Weg hin zu einem selbstgewählten beruflichen Ziel. Das heißt: Für jeden Menschen sieht Karriere anders aus! Klar gibt es die verbreitete Auffassung, dass ein sechsstelliges Einkommen oder ein Titel wie „Chief of Irgendwas“ bedeutet, dass jemand Karriere gemacht hat – aber ich kann mir vorstellen, dass die Betroffenen selbst das gar nicht immer so sehen.
Natürlich verändern sich Ziele auch im Laufe der Zeit, ebenso wie die Geschwindigkeit des Vorankommens variieren kann. Wenn ich auf einen Berg steige, entdecke ich ja vielleicht auch erst, wenn ich oben bin, einen weiteren, höheren Gipfel, den ich vom Tal aus gar nicht sehen konnte. Und für diese nächste Tour muss ich beispielsweise erst noch lernen, mit dem Steigeisen umzugehen, was viel Training verlangt.
Ganz am Anfang meiner beruflichen Tätigkeit war finanzielle Unabhängigkeit sicher das Hauptziel, dann kamen Aspekte wie Produkt- oder Projektverantwortung und Weiterbildung dazu. Bei meinem letzten Wechsel ging es darum, dass der für mich konsequente nächste Schritt eine leitende Tätigkeit mit Mitarbeiterführung war. Und das in einem Unternehmen, das in einem Zukunftsmarkt tätig ist und mir dadurch auch weiter spannende Entwicklungsoptionen bieten kann. Sales Director DACH, Infobip? Passt! Das ist mit Sicherheit noch lange nicht der letzte Schritt in meiner Karriere. Aber für den Moment genieße ich die Aussicht!

Head of Customer Service bei Getsafe Digital
Was bedeutet für Sie Karriere?
Muss Karriere immer gleich Verantwortung, am Ende C-Level oder ein hohes Jahreseinkommen heißen? Muss Karriere immer (steil) nach oben gehen? Ich finde, Karriere muss jede:r für sich selbst definieren. Für mich bedeutet Karriere, mich im Berufsleben selbst zu verwirklichen. Ich möchte mich und mein Umfeld weiterentwickeln, fordern und auch fördern. Dies kann bedeuten, dass ich selbst ins eiskalte Wasser gestoßen werde und ohne Neoprenanzug, Schwimmweste oder Rettungsring schwimmen soll, aber auch, dass ich manchmal auf der Auswechselbank sitze und auf meinen Einsatz warten muss. Und ich möchte mein Umfeld, mein Team, die Firma, Ideen gemeinsam mit anderen entwickeln und nach vorne bringen – ein Facilitator sein.
Mein Karriereweg war, ist und bleibt nicht planbar, denn das Leben ist nicht planbar. Wichtig ist aus meiner Perspektive, dass ich mich und meine Ideen verwirklichen kann und für mein Umfeld dadurch einen Mehrwert generiere, den es ohne mich und meine Karriere in der Form nicht hätte.

Head of Customer Service bei Getsafe Digital
Was bedeutet für Sie Karriere?
Für mich ist Karriere vielschichtig, persönlich und oft auch trügerisch! Zudem ist sie auch eine Frage des Blickwinkels, der Kultur und der eigenen Erfahrungen. Von außen betrachtet wird sie deshalb also zu leicht als rein hierarchisches Statussymbol gesehen, welches mit Erfolg, Wohlstand und Einfluss einhergeht. Doch für mich ist Karriere weit mehr! Aufgewachsen in der DDR mit Eltern, die ein eigenes Unternehmen nach der Wende aufgebaut haben, erlebte ich von Kindesbeinen an, wie eng Familie, Beruf, Zufriedenheit und auch Gesundheit miteinander verknüpft sind.
Leidet nur eines dieser Themen, werden zwangsläufig auch die anderen beeinflusst! Ein ausgewogener Karrierepfad muss deshalb auch immer alle dieser Strömungen im Blick haben, zu Kompromissen bereit sein und gleichzeitig Entwicklung ermöglichen. Für mich ist deshalb eine erfolgreiche Karriere Fortschritt, der durch Abwechslung, Reflexion und nicht zuletzt auch soziale Interaktion einen ganz individuellen Wert erschafft, der zu persönlichem Glück führt – denn wer steht, der geht!

Berater, Kevin Meyer Consulting
Was bedeutet für Sie Karriere?
Karriere machen bedeutet, seine Reputation zu steuern. In den letzten zehn Jahren habe ich als selbstständiger Personal Trainer, als Softwareentwickler unter anderem bei adidas, Siemens Healthineers und als Berater im Rahmen der Digital Health Hub Initiative gearbeitet. Mittlerweile arbeite ich als Unternehmensberater in München.
Und egal, ob in der Selbstständigkeit, beim Mittelständler oder im Weltkonzern – eine Sache ist mir immer wieder aufgefallen: Qualität und Expertise sind Pflicht, aber (Selbst-)Marketing ist die Kür. In der Selbstständigkeit ist das Selbstmarketing überlebenswichtig. Im Mittelstand lassen sich durch das gezielte Selbstmarketing sogar ganz neue Stellen im Unternehmen schaffen. Im Konzern ist Karriere ohne Selbstmarketing gar nicht mehr denkbar.
Selbstmarketing – die Kunst, seine eigene Reputation zu steuern – wird aus meiner Sicht zunehmend wichtiger. Wer nicht auffällt, fällt durchs Raster. Digitale Medien wie LinkedIn, Xing oder auch der eigene Podcast werden zunehmend für das Selbstmarketing instrumentalisiert und geben jedem die Möglichkeit, seine einzigartige Expertise darzustellen und in die richtige Zielgruppe zu kommunizieren.
Ich habe meine Reputation früh selbst in die Hand genommen und habe selbst erlebt, welch ein Hebel dahinterstecken kann. Karriere hängt für mich daher auch sehr stark mit der Steuerung der eigenen Reputation zusammen.

Sprecher der Geschäftsführung des Commerz Direktservice
Was bedeutet für Sie Karriere?
Die Erweiterung meines Aktionsradius und Wirkungskreises. Anstehende Herausforderungen zu antizipieren und gemeinsam mit Gleichgesinnten anzunehmen und zu lösen. Dabei kontinuierlich das Spielfeld zu vergrößern. Das verbinde ich mit „Karriere“ – im beruflichen wie auch im privaten Kontext.
Es gilt: Neugierig bleiben! Das Gute ist: Der Karrierepfad endet nie.