Im Quantensprung

2020-12-29T19:03:09+01:0014. Februar 2017|Tags: , , |

Ob meine Arbeit eines Tages von einem intelligenten Roboter erledigt werden könnte? Es wäre vermessen zu sagen „Nein“, und ich finde es sehr spannend zu sehen, wie so viele glauben, es beträfe sie nicht. Menschen bauen sich ja gerne gedankliche Schutzmauern auf, wir sehen das sehr oft in Veränderungsprojekten, da heißt die Brandschutzmauer „Lenkungsausschuss“ oder „Steering Comittee“. Jetzt heißt sie eben Kreativität oder Netzwerk.

 

Zu Recht sprechen wir von der nächsten Revolution. Revolutionen haben die Eigenschaft, dass erst Altes zerstört wird, um dann darauf etwas Neues aufzubauen. Natürlich betrifft dies auch meinen Beruf und meine Unternehmung ganz persönlich. Würde ich das verneinen, könnte man mir Naivität oder Größenwahn unterstellen, beides nichts, was Kunden so richtig gut an Beratern finden. Sicherlich werden sich manche Inhalte massiv verändern, mit denen sich viele Berater beschäftigen, wie Führungsthemen, Kommunikationstrainings, Forecasting oder Organisationsentwicklung. Es werden aber auch neue Themen aufkommen wie das bedingungslose Grundeinkommen, das auch von Topmanagern im Silicon Valley immer öfter in die Diskussion eingebracht wird.

 

Ein Gedankenspiel:

 

Was fangen die Menschen, die sich bisher sehr stark über die Arbeit definiert haben, nach Einführung des Grundeinkommens mit ihrem Leben an? Wie funktioniert eine Familie, eine Gesellschaft dann? Arbeit wird in wenigen Jahren, ganz sicher in der Generation unserer Kinder, völlig neu definiert sein.

 

Solange es Menschen gibt, werden wir in Interaktion stehen und auch beraten. Ob ich dann dafür ein Honorar bekomme oder von einem Grundeinkommen lebe und es mache, weil ich es kann und weil es mir Spaß macht, das fragen Sie mich einfach später noch mal.

 

Und ob ich die Vision einer Gesellschaft, in der selbstlernende Maschinen immer mehr Arbeit des Menschen erledigen, für eher wünschenswert oder bedrohlich halte? Ich betrachte die Entwicklung grundsätzlich nicht wertend und die Technologie per se als neutral. Sie zeigt in vielen Bereichen – etwa in der Medizin oder im Internet – erst mal ihr freundliches Gesicht. Sicher ist, dass wir uns in einem Quantensprung befinden – und wir sprechen nicht über den Schritt von der Postkutsche zum Automobil, sondern von der Postkutsche zur E-Mail.

 

Hier ist es schwierig, dass die gesellschaftliche Diskussion der Technologie immer weit hinterherhinkt. Es ist unklug, dass meine Generation zu oft sagt „für mich reicht es noch“. Ich frage mich, warum wir einen Unterschied zwischen Künstlicher Intelligenz und humaner Intelligenz machen und nicht zwischen „nicht wissen“ und „wissen“.

 

Bedrohlich finde ich tatsächlich, dass zu viele Entwicklungen hinter Mauern passieren oder im Silicon Valley und nicht an Universitäten.Es gilt auch in der Zukunft der alte Spruch: „Es kommt drauf an, was man daraus macht“.

 

THOMAS HOHLFELD ist Unternehmensberater und Chef von Ribbon in Hamburg.

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