
Am Ende ist alles eine Frage der Schnittmenge. Welche Erwartungen haben kluge junge Leute an ihre künftigen Arbeitgeber? Was ist ihnen im Berufsleben wichtig, was schreckt sie ab, was wünschen sie sich vom Traum-Arbeitgeber? Und andersherum gefragt: Welche Erwartungen haben Personalprofi s mit langjähriger Expertise in Human Resources an junge Bewerberinnen und Bewerber? Was sollte der Nachwuchs auf jeden Fall mitbringen? Was stört sie vielleicht generell an der Generation Y? Welches sind die Vorteile dieser Generation? Und was würden sie jungen Leuten für ihren Berufsstart heute raten? Wir haben zwei gefragt, die es wissen müssen: Birgit Oßendorf-Will, Personalchefin der Ströer-Gruppe, und Christian Hohlfeld, der gerade seinen Master in Lund absolviert.
Wer ich als Arbeitnehmer sein will, was ich für meinen Arbeitgeber leisten kann und was ich von ihm erwarte.
Christian Hohlfeld macht derzeit seinen Master in Strategic Communication an der Universität Lund in Südschweden
Durch eine flexible und umfassende Ausbildung habe ich wie viele meiner Mit-Millennials die Möglichkeit bekommen, mich in unterschiedlichen Berufsfeldern und Branchen auszuprobieren und selbst kennenzulernen. Werkstudentenjobs, Praktika, Ehrenamt und Studium im Ausland haben mir gezeigt, wo meine Interessen, Leidenschaften und Stärken liegen – und wer ich als Arbeitnehmer sein will, was ich für meinen Arbeitgeber leisten kann und was ich von ihm erwarte.
Dieser Erfahrungsschatz dient als Kompass und Ratgeber in der Frage: Wer ist der richtige Arbeitgeber für mich?
Ich erwarte von meinem Arbeitgeber, dass wir uns im Bewerbungsprozess und darüber hinaus auf Augenhöhe begegnen, kennenlernen und zusammenarbeiten. Über Erwartungen und Ziele sollte von Anfang an offen und transparent gesprochen werden, um gemeinsam herauszufinden, ob ich für meinen Arbeitgeber einen Mehrwert schaffen und dabei selbst aus Überzeugung handeln kann. Wenn beides zusammenkommt, ist es ein Match!
Ich wünsche mir von meinem Arbeitgeber, dass er meinen Wunsch nach Selbstverwirklichung im Beruf nicht als reinen Egoismus abtut oder gar denkt, dies würde dem Unternehmenserfolg zuwiderlaufen. Im Gegenteil, es sollte anerkannt werden, dass dies die Voraussetzung für mich als einen intrinsisch motivierten Arbeitnehmer ist, der in seinem eigenen Interesse engagiert das Unternehmen voranbringt. Meine Zufriedenheit als Arbeitnehmer sollte als ein lohnendes Investment in den Unternehmenserfolg gesehen werden. Mehr noch, ich möchte die bewusste Wahl meines Arbeitgebers als Wertschätzung verstanden wissen.
Denn nur, wenn ich aus Überzeugung hinter meinem Unternehmen und unseren geteilten Werten stehe, gewinnen beide Seiten. Grundlage für eine nachhaltige Beziehung zwischen meinem Arbeitgeber und mir sind wechselseitiges Vertrauen, Freiheit und Perspektive. Hierbei muss das Leistungsprinzip gelten – für mich genau wie für meinen Arbeitgeber.
Warum die Generation Maybe (k)ein Problem bei der Jobsuche hat
Birgit Oßendorf-Will ist Personalchefin der Ströer- Gruppe. Die Ströer-Gruppe beschäftigt rund 13.000 Mitarbeiter an mehr als 100 Standorten.
In den letzten Jahren erfahren wir einen Wandel vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt. Viele junge Menschen haben schon mehr gesehen und mehr erlebt als die Generationen davor. Ihre Sicht auf die Welt ist globaler – durch Auslandspraktika oder Auslandssemester, eine „intuitive“ Vernetzung und häufig ein großes Mitteilungsbedürfnis in sozialen Medien mit Reaktionen zu allem, zu jeder Tages- und Nachtzeit und vor allen Dingen schnell. Oft jedoch mehr schriftlich als mündlich, kurz und mit wenig Tiefe. Das führt zu einem gesunden Selbstvertrauen. Vieles bleibt für sie jedoch unübersichtlich, wenn es um Unternehmen, Arbeitsumfeld und Tätigkeit geht, und dieser Unübersichtlichkeit begegnet die Generation gnadenlos damit, sich möglichst alle Türen offenzuhalten. Daher nenne ich sie auch gerne Generation Maybe. Frühzeitig hohe Ansprüche an die Aufgabe zu äußern, das Image des Arbeitgebers zu prüfen, die Möglichkeit, eigene Freiheiten eingeräumt zu bekommen und möglichst schnell eigene Ideen einbringen zu können ist wichtig. Doch wie immer ist es ein Geben und Nehmen, damit dies auch erfolgversprechend wird.
Wir erwarten bei Ströer Menschen, die neugierig sind und Spaß daran haben, sich in ständig neue Themenfelder einzuarbeiten und eben auch Ergebnisse zu liefern. Die Bereitschaft, weiter zu lernen und Durchhaltevermögen sind gefragt. Es geht darum, wie wir es gemeinsam besser und richtig machen können, und nicht lange zu diskutieren, wer warum etwas falsch gemacht hat. Zusammenarbeit ist in unserem vielfältigen Unternehmen ein absolutes Muss.
Daher rate ich allen, aber insbesondere jungen Menschen, sich bereits zum Berufsstart gut im Unternehmen zu vernetzen und sich darüber hinaus ein
gesundes thematisches Fundament aufzubauen, um eine eigene Position mit eigener Meinung zu entwickeln.
Meinung und Position heißt aber auch mal, nicht „Maybe“, sondern Verbindlichkeit, Interesse und Engagement, Courage zu zeigen und für ein Thema zu kämpfen. Sozusagen „against all odds and for the better“. Eine Stärke von Menschen der Generation Y kann es sein, nach dem „Warum“ zu fragen und ein besseres „Wie“ zu entwickeln. Das eröffnet große Chancen, selbst zu reifen und ein Unicorn zu werden. Aber manchmal heißt es auch – einfach mal machen!
Mein Rat (nicht nur) an die Generation Y: Seid neugierig und stets beweglich im Kopf!
Herzlichen Dank an unsere Autoren Christian Hohlfeld und Birgit Oßendorf-Will