Gut 200 Bewerber, eine hochkarätige Jury und eine Endrunde, in der Zehntausende Online Voter schließlich entschieden, wer den New Work Award 2017 in seine Trophäen-Vitrine stellen darf: Im Frühjahr wurde der von XING vergebene Preis für zukunftsweisendes Arbeiten im deutschsprachigen Raum zum mittlerweile vierten Mal vergeben.
Laut dem Jury-Vorsitzenden Thomas Sattelberger werden für den New Work Award Unternehmen gesucht, die „systemisch an Themen wie Demokratie, Kooperation, Autonomie, Gemeinwohlorientierung oder Diversität arbeiten”.
Erstmals wurden in diesem Jahr darüber hinaus auch Ideengeber und Vordenker ausgezeichnet, die sinnbildlich für die neue Arbeitswelt stehen. Doch bleiben wir bei den Unternehmen: Wir haben Ihnen hier nur mal vier der 2017er Preisträger herausgepickt. Was diese vier gemeinsam haben? Sie arbeiten ohne strenge Hierarchien. Mehr Informationen zu allen Gewinnern und Details zu Jury, Procedere und Award finden Sie unter newworkaward.xing.com
Traum-Ferienwohnungen: Teams statt Abteilungen
Das von den zwei Schulfreunden Sebastian Mastalka und Nicolaj Armbrust 1999 gegründete Unternehmen Traum-Ferienwohnungen in Bremen hat sich vor gut drei Jahren neu organisiert: Bei einer Mannschaftsstärke von über 80 Leuten hatten sich die Mitarbeiter der einzelnen Abteilungen entfremdet, Silodenken hielt Einzug. Mit Unterstützung eines Organisationsberaters richteten Mastalka und Armbrust Entscheidungswege und Verantwortlichkeiten neu aus – und machten Chefs (also: sich selbst) und Abteilungsleiter zu Teammitgliedern.
Laut XING Award arbeiten heute über 120 Kollegen selbstorganisiert in gemischten Teams ohne Führungskräfte. Interessant ist, dass sich das Unternehmen nicht als demokratisch versteht. In einem Interview mit dem Magazin „Impulse” berichtet Armbrust: „Wir wollen keine demokratischen Entscheidungen. Demokratische Entscheidungen führen bei uns zur Mittelmäßigkeit.” Stattdessen wolle man mutige Personen, die sich trauen zu entscheiden. Mehr unter unternehmen.traum-ferienwohnungen.de/
Sind zwar Geschäftsführer und damit irgendwie auch Chefs, verstehen sich aber als Coaches des Teams: die Gründer vom Unternehmen Traum-Ferienwohnungen Sebastian Mastalka und Nicolaj Armbrust
TELE Haase: Total offen
„Hierarchien sind starr und behindern Wachstum und Flexibilität. Aus diesem Grund haben wir klassische Strukturen hinter uns gelassen und unsere Prozesse und Mitarbeiter in den Vordergrund gerückt. Das schafft den nötigen Freiraum für Engagement und außergewöhnliche Ideen. Die Verantwortung des Einzelnen, Kooperation, Transparenz, Wertschätzung und Spaß stehen im Mittelpunkt. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter bringt sich ein und gestaltet das Unternehmen”, heißt es in der Selbstdarstellung des rund 90 Mitarbeiter starken Industrieelektronik-Spezialisten Tele Haase Steuergeräte in Wien. Das scheint bestens zu funktionieren: Tele Haase erwirtschaftete im Jahr 2016 rund 13 Millionen Euro Umsatz, 9,6 Millionen Euro davon im Export. Die Firma folgt dem Motto „Simply Open“ und hat das offene Netzwerken auch mit Kooperationspartnern, Start-ups, Bildungseinrichtungen und Interessierten aller Couleur zum Prinzip erhoben.
Mehr unter tele-online.com/simply-open/
Bild: Tele Haase Steuergeräte Ges.m.b.H.
Bei Tele Haase ist jeder verantwortlich für das, was er tut.
Pippa&Jean: Mehr Freiheit dank Remote Work
Pippa&Jean definiert sich als „Social Selling Community”. Dahinter verbirgt sich ein Mix aus Direktvertrieb, Social Media-Aktivitäten und E-Commerce. Sogenannte Style Coaches – modebegeisterte Frauen – präsentieren Pippa&Jean-Produkte auf Style Partys und in ihrem persönlichen Online-Shop. Das Unternehmen kümmert sich um Einkauf, Lagerung, Abrechnung und Lieferung. Das erklärte Ziel: „Mehr als 100.000 Frauen in eine erfolgreiche berufliche Zukunft zu begleiten.”
Laut Award-Website arbeiten bei Pippa&Jean 90 Mitarbeiter und 3.500 freie Vertriebspartner in vier verschiedenen Ländern mithilfe von Remote Work zusammen, also mithilfe virtueller Meetings, transparenter Projektsteuerung, viel Eigenverantwortung, Cloud Computing und freier Zeiteinteilung. Auch die Gründer Annette Albrecht-Wetzel und Gerald Heydenreich arbeiten demnach maximal fünf Tage pro Monat im Headoffice. „Für uns bedeutet New Work Freiheit – mit einem Job, der sich nach dem eigenen Leben richtet und nicht umgekehrt”, sagt Annette Albrecht-Wetzel in einer Mitteilung zur Award-Verleihung, Laut einem Ranking der Financial Times vom April dieses Jahres belegt Pippa&Jean Platz 63 der am schnellsten wachsenden Unternehmen Europas.
Mehr unter blog.pippajean.com
Annette Albrecht-Wetzel will 100.000 Frauen zu einem erfolgreichen Beruf verhelfen.
Leadership³: Vermittler einer neuen Führungskultur
„Um die Herausforderungen dieser Welt zu lösen, braucht es eine neue Form von Führung”, schreibt der eingetragene Verein Leadership³ auf seiner Website. Das Team, das sich selbst als Experimentierfeld für Selbstorganisation versteht, bietet ein viertägiges „Festival der Perspektiven”, eine einjährige „Ausbildung für Kompetenzen der kollektiven Führung”, offene Abende oder auch die Begleitung von Veränderungsprozessen. Die Themen drehen sich stets um Unternehmenskultur, lebendige Organisationsstrukturen und neue Führungsansätze. Das Team postuliert auf seiner Website: „Für innovative Lösungen und eine zukunftsfähige Wirksamkeit brauchen wir unter anderem die Fähigkeit, transformative Prozesse zu führen, die Fähigkeit, eine höhere kollektive Intelligenz zuzulassen und eine tiefere Menschlichkeit und Miteinander zu erlauben. Für diese Kompetenzen bieten wir ein Lernfeld und eine Kultur.”
Das selbstorganisierte Netzwerk
Leadership³ coacht Organisationen, Einzelpersonen und Teams zum Thema kollektive Führung.http://www.leadershiphoch3.de/uber-uns/