office praesenz only

Oder: so verliert man Bewerber.

Aktueller Faktencheck aus drei jüngsten Search Mandaten. Jeweils eine Executive Position (Direktorenlevel, Bereichsleitung), operative Customer Service Verantwortung, gehaltlich alle im oberen Benchmark plus attraktiver Fringe Benefits.

Case 1
100% remote möglich. Die Verantwortlichen sollen ihre Mitarbeiter natürlich kennen, entscheiden aber selbst, wie sie es für richtig halten. Fünf Top Kandidaten/innen innerhalb 14 Tagen empfohlen. Stelle besetzt in vier Wochen.

Case 2
Hybrid, 40% Office, 60% remote. Die Verantwortlichen sollen für eine bessere Integration in die Unternehmensstruktur- und Kultur an bestimmten Tagen vor Ort sein. Die Suche dauert länger, Standort ist im tiefen Süddeutschland. Nach sechs Wochen kann ich vier TOP Kandidaten empfehlen. Nur zwei kommen aus der Gegend. Die anderen würden pendeln. Stelle besetzt nach drei Monaten.

Case3
100% Office Präsenz. Die Stimmung vor Ort ist schlecht, das soll durch Führung vor Ort aufgefangen werden. Man muss das wieder „in den Griff“ bekommen. Nach zwei Wochen kann ich einen Kandidaten aus der Gegend empfehlen. Der sagt dann wieder ab. Hat ein anderes Angebot mit remote Option bekommen. Zwei Monate später immer noch kein geeigneter Kandidat gefunden. Der Standort leider in einer strukturschwachen Gegend. Einen Monat später brechen wir einvernehmlich die Suche ab. Es soll jetzt eine strategische Lösung für den Standort geben. Vielleicht eine Schließung oder Verlagerung.

Mittlerweile winke ich Auftragsanfragen wie in Case 3 ab. Meiner Meinung nach, haben hier Personalberater auch die Pflicht dazu. Wir können den Markt sehr gut einschätzen. Und ich kenne mein Kandidaten Netzwerk sehr gut. Niemand möchte in eine Anwesenheitspflicht gedrängt werden. Im Gegenteil: dort wo sie nach der Pandemie wieder eingeführt wurde, melden sich Bewerber bei mir und signalisieren ihre Kündigungsbereitschaft.

Zu groß ist der Widerstand vieler Mitarbeiter, wieder ins Büro „zu müssen“. Beispiele wie Apple, Microsoft oder Tesla machen die Runde. Einige Firmen versuchen mit Konzerten, Parties oder Foodtrucks wieder ins Büro zu locken.

Smart finde ich aus unserer Branche den Ansatz von Roman Molch von der gevekom. Er weiß längst, dass seine Büros im Wettbewerb zum Home Office stehen. 2022 hat er das klassische Call Center in einen Erlebnistempel umgewandelt. Kein Empfang, keine Meeting Räume. Statt dessen einen Coffee Shop für Kunden und Mitarbeiter. gevekom nennt sein Konzept „Event Work“. Remote ist für Führungskräfte möglich. Aber: „Lasst uns nicht vergessen, dass es auch Mitarbeiter gibt, die einen Arbeitsplatz vor Ort wollen und brauchen“ meint er. „Die Kunst ist es, jede Führungskraft und Mitarbeiter individuell abzuholen.“

Hoffen wir, das mehr Unternehmen mit der Zeit gehen, statt die Uhren zurück drehen zu wollen.

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