
Mutmacher, die Köpfe und Herzen öffnen, sind die Voraussetzung für neues Lernen. Seit unserer Kindheit lernen wir von Vorbildern, im Positiven wie im negativen Sinne. Schleckt Opa das Messer beim Abendessen ab? Geht Mama bei Rot über die Ampel, wenn sie es eilig hat? Ist Papa Fairness-Vorbild im Sport? Uns fallen Hunderte von Beispielen ein, was und vor allen Dingen wer uns beeinflusst hat. Auch mein Leben ist geprägt von Menschen, die mich inspirieren und die die Welt verändern. Ich nenne sie Kopföffner.
Einer meiner Kopföffner ist William Drayton, der 1980 in Indien die Ashoka Initiative gründete, die zu den frühen globalen Treibern von Social Entrepreneurs gehört. Ashoka fördert ausschließlich Social Entrepreneurs mit systemverändernden Ansätzen – Menschen, die „umdenken“. Ashoka sieht sich als weltweite Heimat in über 93 Ländern für genau diese unternehmerischen Changemaker.
Kern der Mission eines Social Entrepreneurs ist die Schaffung eines sozialen Mehrwertes. Dies ist der zentrale Unterschied zu einem klassischen Unternehmer, dessen Fokus – unabhängig vom sozialen Engagement – auf purer Gewinnerzielung liegt. Indem Social Entrepreneurs gesellschaftliche Phänomene wie Armut oder ökologische Probleme, die aus Klimawandel oder Umweltverschmutzung resultieren, nachhaltig auf unternehmerische Art und Weise zu lösen versuchen, maximieren sie in erster Linie den gesellschaftlichen Nutzen, nicht primär den (eigenen) finanziellen Gewinn. Was nicht heißt, dass ein soziales Unternehmen nicht auch Gewinn erzielen kann oder sogar soll.
Einer meiner großen Kopföffner ist der Social Business-Pionier und Gründer der Bewegung Professor Muhammad Yunus, Friedensnobelpreisträger (2006). Professor Yunus hat sieben Prinzipien des Social Business definiert:
- Adressieren sozialer und ökologischer Probleme
- Finanzielle und ökonomische Nachhaltigkeit
- Keine Auszahlung von Dividenden über die Investition hinaus
- Rückfluss von Profit ins Unternehmen
- Umweltverantwortliches Handeln
- Angemessene und marktgerechte Mitarbeitergehälter
- Spaß an der Sache
Ich kam 2009 zu meiner Zeit bei der Deutschen Telekom das erste Mal mit Social Business in Berührung. Mein damaliger CEO, René Obermann, hatte angestoßen, in einen Kreativprozess, gemeinsam mit dem Grameen Creative Lab, der Keimzelle von Social Business in Deutschland für neue Geschäftsmodelle jenseits der reinen Kapitalsicht, zu starten. Aus dieser Kreativzelle sind Hunderte von Social Business-Gründungen, Wirtschaftsinitiativen und wissenschaftliche Programme weltweit entstanden oder inspiriert worden. Social Business hat heute eine Verankerung an knapp 100 Universitäten weltweit, alleine in Deutschland sind es 24 Lehrstühle oder Institute. In den letzten 10 Jahren sind über 116 Milliarden US-Dollar weltweit in den Impact Investing Markt geflossen – also stark vereinfacht dargestellt, in die Finanzierung von Sozialunternehmen oder Unternehmen mit Fokus auf sozialen oder ökologischen Mehrwert.
Text: Stephan Grabmeier.
Stephan Grabmeier ist Autor, Speaker und einer der führenden Vordenker für Innovation, New Work und Sustainable Transformation. Er engagiert sich als Business Angel und ist Partner im Grameen Creative Lab. Mehr Informationen finden Sie auf seinem Blog www.stephangrabmeier.de
In seinem bei Murmann/Haufe erschienenen aktuellen Buch „Future Business Kompass: Der Kopföffner für besseres Wirtschaften“ präsentiert Stephan Grabmeier Ideen und Ansätze, die wirtschaftliche Wertschöpfung mit sozialen und ökologischen Aspekten versöhnen, und porträtiert viele Macherinnen und Macher, die sich dem nachhaltigen Wirtschaften verschrieben haben.
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