
In Teil 1 habe ich erzählt von meinen ersten Steps auf dem Weg zur Digitalnomadin. Im Grunde war ich am Anfang eher Pendlerin. Ein paar Wochen Reisen und wieder zurück an die Base in Deutschland.
Ein Gefühl, dass sich jedoch immer stärker entwickelte, war die Erkenntnis, dass ich ziemlich wenige Dinge benötige. Und dabei auch noch verdammt zufrieden war. Sogar erleichtert.
In meinem Rucksack ist locker Platz für Laptop und Kabelgedöns. 8 Kleidchen, wie auf dem Foto. Die sind bügelfrei und zusammen geknüddelt kleiner als meine Handfläche. Badesachen. Ein paar feste Schuhe und leichte Jacke trag ich auf Reisen. Kosmetik, das Nötigste. Handy + Kreditkarte, das Wichtigste, in der Handtasche. Den Rest kaufe ich (sehr viel günstiger) vor Ort. Laundry Service gibts überall und ich sehe jeden Tag frisch und adrett aus.
Je mehr ich das alles realisierte, desto mehr spürte ich, wie mein „Besitz“ zur Last wurde. Der Garten musste gepflegt werden, obwohl ich ihn fast nie nutzte. Das Haus musste zumindest etwas beheizt werden, obwohl ich tausende Kilometer entfernt eher schwitzte.
Und dann passierte etwas, was ich mein Schlüsselerlebnis nenne. Ich war auf dem Weg zu einem Geschäftstreffen in Amsterdam. Spät am Sonntagabend führ ich mit meinem Mercedes SL auf den Hof und konnte durch das große Fenster direkt in die Hotellobby sehen. Der Nacht Concierge checkte gerade eine Familie mit 2 kleinen Kinder ein. Das Mädchen, vielleicht vier oder fünf, weinte vor Müdigkeit. Als der Concierge mich mit meinem SL sah, ließ er abrupt die Familie stehen, um zu mir raus zu hechten. Gaffte erst bewundernd auf mein Auto und dann auf mich, so mit Business-Kostüm-Chic und Heels.
Ich kann mein Gefühl kaum beschreiben. Scham, Wut, Entsetzen. Fassungslosigkeit. Trauer darüber, dass ein kleines, weinendes Mädchen wegen meines Auftritts mit SL stehen gelassen wurde.
Ich selbst weiß, wer ich bin. Aber die Frage drängte sich mir auf: wer bin ich für andere ohne das ganze Drumherum? Wie stark verfälschen banale Äußerlichkeiten und Statussymbole den Blick auf das, wer ich wirklich als Mensch bin?
Mein SL fühlte sich für mich an, wie eine Trennmauer zischen da draußen und ich. Und über meine Jugendstilvilla hat mal jemand grinsend kommentiert „Wow, damit zeigst Du jedem Kerl den Stinkefinger.“ Der Spruch „Was Du besitzt, besitzt auch Dich“ kam mir in den Sinn. Jetzt verstand ich es auf meine Weise.
Zwei Monate später hatte ich den SL an den Händler zurückgegeben.
Weitere vier Monate später entschied ich, den Großteil des Hauses zu vermieten. Das war allerdings ein sehr viel größeres Vorhaben, als mal eben ein Auto abzugeben.
Wohn- /Geschäftshaus von über 300qm. Von oben bis unten voll mit Möbeln, Haushaltsgegenständen, Büroräumen, Erinnerungen, Gesammeltes und vom Keller erst gar nicht zu sprechen.
Von dieser, sehr emotionalen Reise, erzähle ich mehr in Teil 3. Bleib dran!
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