Mit 59 Digitalnomadin? Teil 3 - Digitalisieren heißt Loslassen

In den beiden ersten Teilen erzähle ich, wie mein Weg hin zur Digitalnomadin verlief. Denn ich bin sicher, damals hätte ich niemals den Schritt von 0 auf 100 gewagt. Wenn man jung ist und in einer Studentenwohnung lebt, ist es sehr viel leichter, sich einen Rucksack auf den Rücken zu schnallen und los geht´s.

Bei mir hieß es, ein über 300qm großes Wohn- und Geschäftshaus für die Vermietung zu räumen. Auf Mallorca habe ich nur ein knapp 50qm großes Apartment gemietet, da passte nicht mehr viel rein. Was also mitnehmen? Was ist mir wichtig?

Im Mai 2018 war ich in Deutschland und startete mein Projekt. Stück für Stück wurde fotografiert, vermessen, beschrieben und in Verkaufsportale gesetzt. Die Möbel als erstes. Die wunderschönen Art Deco Möbel, von denen ich damals immer geträumt hatte, gingen schnell weg. Ich fragte mich, ob mir das wehtun würde, wenn sie rausgetragen werden. Doch nichts passierte. Ich freute mich über die Geschichten der Menschen, die auch von Art Deco Möbeln träumten und die sich jetzt diesen Traum erfüllen konnten.

Danach mauserte sich mein Büro zum Paketlager. Hunderte von Artikel gingen an Käufer bis nach ganz Europa. Danach kamen Abholsachen dran. Was man alles bei ebay Kleinanzeigen erlebt, ist eine ganz andere Geschichte. Ich habe auf jeden Fall so viele Leute aus meiner Stadt kennengelernt, wie nie zuvor. Es war wirklich eine tolle Zeit!

Doch nun bleiben die persönlichen Dinge, wie etwa Fotoalben, Lieblings CD´s oder Bücher, Briefe, Tagebücher. Über Tage habe ich komplett alles digitalisiert, was mir lieb und wichtig war. Fotos beginnend vor meiner Geburt: die Hochzeit meiner Eltern. Meine Zeit als Baby, aufwachsendes Kind, die Einschulung. Und nachdem ich alles digital hatte, habe ich die physischen Duplikate verschenkt oder in den Müll geworfen.

Das war die emotionalste Phase: das LOSLASSEN von persönlichen, physischen Dingen und zu verinnerlichen, sie digital zu „besitzen“.

Seitdem habe ich mein Leben als digitales Fotoalbum seit 1963 nach Jahren sortiert in meiner Cloud. Und ihr könnt Euch nicht vorstellen, wieviel häufiger ich heute Freunden mein Leben per Handy zeigen kann. Wann hast Du das letzte mal ein Fotoalbum raus gekramt?

Ein paar Papiersachen gibt´s natürlich noch. Ich sage nur „Aufbewahrungspflicht“. Die sind im Storage meines Steuerberaters.

Drei Monate hat das alles gedauert. Zurück nach Mallorca. Zwei Umzugskartons mit Sachen, die ich nicht abgeben wollte, folgten per Spedition.

Glück und Aufatmen überkamen mich. Habe ich irgendetwas von den gefühlt 9.999 Sachen vermisst? Bis heute nicht eines!!!

Und es hat mich stark gemacht, zu wissen, dass ich nicht an materiellen Sachen hänge. Für mich persönlich ist es das i-Tüpfelchen auf dem Begriff Freiheit.

In Teil 4 geht es um die Businessfrau, die darüber nachdenkt, ob dieser Weg geschäftsschädigend sein wird.

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