
Sie ist Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei Beiersdorf und Aufsichtsrätin bei Maxingvest. Außerdem ist sie Leiterin Corporate Social Responsibility bei Beiersdorf. Und: im Stiftungsrat der Hamburger Kunsthalle. Im Kuratorium der Randstad-Stiftung. Im Vorstand der Freunde der Hamburger Kammerspiele. Beirat der Universitäts-Gesellschaft Hamburg. Zweite Vorsitzende der Bürgerstiftung Rellingen. Mitglied bei dem Verein FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte. Professorin am Institut für Kultur- und Medienmanagement an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Mitglied im Arbeitskreis Kulturförderung – Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Mitglied bei Zonta International. Kuratoriumsmitglied bei dem Verein New Generation – Gemeinnützige Einrichtung für Menschen ab Fünfzig. Buchautorin. Mentorin.
Wahrscheinlich ist diese lange Liste nicht mal vollständig, denn Manuela Rousseau, Jahrgang 1955, ist enorm vielseitig – und enorm vielseitig engagiert. Sie hat maßgeblich zur Rettung der Hamburger St. Nikolai-Kirche beigetragen, sie war beim Papst, sie hat die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und noch etliche andere Preise bekommen, sie wurde von der „Vogue Business“ zu den 100 Top Business- Frauen in Deutschland gewählt, in die „Hall of Fame“ des Fachverbands für Sponsoring berufen und hat es 1999 als eine der ersten Frauen in den Aufsichtsrat eines DAX-Unternehmens geschafft.
Nichts davon war Manuela Rousseau in die Wiege gelegt. Im Gegenteil: Als Mädchen von ihrer Mutter weder sonderlich geliebt noch gefördert, musste sie mit 14 Jahren die Schule beenden, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Später hat sie sich lange Jahre dafür geschämt, kein Studium vorweisen zu können.
Statt ihr Abitur zu machen, absolvierte sie eine Ausbildung im Einzelhandel, wurde Plattenverkäuferin, schließlich schon mit jungen Jahren Mitinhaberin einer kleinen Kette mit drei TV- und Radiogeschäften. In ihrem viel beachteten Buch „Wir brauchen Frauen, die sich trauen: Mein ungewöhnlicher Weg bis in den Aufsichtsrat eines DAX-Konzerns“ beschreibt sie ihre Karriere: von den Tiefschlägen bis hin zu ihren großen Erfolgen.
Ihr erklärtes Motto: „Machen ist mutiger als wollen“.
Eben dieser Mut gepaart mit Fleiß, Disziplin, Zielstrebigkeit, Risikobereitschaft, Freude an Verantwortung und einem unbedingten Willen prägen diese Vorzeige-Macherin. Sie überlässt ihr Leben nicht dem Zufall. Im Alter von 27 Jahren – mit einer gescheiterten Ehe, einer Insolvenz und Schulden an einem Tiefpunkt angelangt – definiert sie ihre künftigen Ziele. Überschrift: „Mein Weg in ein neues, erfolgreiches und selbstbestimmtes Leben“.
Sie lauten:
„Für ein renommiertes Industrieunternehmen arbeiten, das mir Sicherheit bietet.“
„Zur Altersabsicherung eine Eigentumswohnung erwerben.“
„Mein Leben lang berufstätig sein, meinen Lebensunterhalt verdienen und unabhängig sein.“
Je konkreter man Ziele formuliere, desto besser, ist Rousseau überzeugt. Ihr Erfolg gibt ihr recht. Es ist wohl auch ein Merkmal von Machertypen, dass sie sich nicht unterkriegen oder entmutigen lassen. Manuela Rousseau schreibt in ihrem Buch: „Für mich gilt stets: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – es gibt immer eine zweite Chance.“
Nach einem PR-Volontariat gelingt es ihr 1984 tatsächlich, eine Stelle bei Beiersdorf zu bekommen: erst im Einkauf, dann in der Presseabteilung, von 1991 bis 2007 als stellvertretende Konzernsprecherin und seit dem Jahr 2008 als Leiterin der CSR-Aktivitäten des Konzerns. Neben ihrem Job als Pressereferentin arbeitet sie anfangs drei Jahre lang am Wochenende als Freie Journalistin in der Lokalredaktion bei der „Bild“ in Hamburg.
Sie ist eine Frau, die zeitlebens auf vielen Hochzeiten tanzt: Manuela Rousseau, die Unermüdliche, hält in ihrem Buch ein starkes Plädoyer fürs Netzwerken – und für ehrenamtliches Engagement. Nicht nur, weil sie Menschen mag, sondern weil das eine wie das andere auch Karrierebeschleuniger sein kann. Im Ehrenamt, so ihr Tipp, lassen sich schon früh Führungsaufgaben erproben. Sie selbst ist das beste Beispiel dafür, dass sich Ehrenämter nicht nur für die gute Sache auszahlen: Manuela Rousseau hat sich in ihren Ehrenämtern eine so hohe Fundraising-Kompetenz angeeignet, dass ihr schließlich die Professur angetragen wurde.
Dass auch Macherinnen dieses Kalibers keineswegs frei von Selbstzweifeln sind, beschreibt Manuela Rousseau in ihrem Buch sehr offen. Sie berichtet von dem „Impostor-Syndrom“, jenem Gefühl, unzureichend zu sein, und der damit verbundenen Angst, dass die Leute irgendwann merken, dass man nicht gut genug für das ist, was man tut. Dieses Impostor-Syndrom plagt viele Menschen – Studien zufolge deutlich mehr Frauen als Männer.
Und so hat auch Rousseau zunächst gezögert, als der damalige Aufsichtsratsvorsitzende sie fragte, ob sie für die Arbeitnehmerseite zur Wahl in den Aufsichtsrat antreten würde. Sie hat nach einigem Zögern „Ja“ gesagt, hat sich voll reingehängt – und ist gescheitert. Fünf Jahre später, 1999, trat sie erneut an und sitzt seitdem im Aufsichtsrat von Beiersdorf, übrigens länger als alle anderen aktuellen Aufsichtsratsmitglieder.
„Mit den Jahren wurde es für mich zu einer festen Aufgabe, mir in herausfordernden Situationen folgende Fragen zu stellen: Was treibt mich an? Was will ich wirklich? Werde ich gerade von alten, vorgelebten Mustern geleitet? Was muss ich jetzt tun, um den Spielverderber Selbstzweifel zum Schweigen zu bringen?“, schreibt sie. Und an anderer Stelle: „Nein sagen steht bei mir seit Langem nicht mehr am Anfang eines Angebots, ein Nein kann ich immer noch am Ende eines Klärungsgesprächs äußern.“
An Manuela Rousseaus Karriereweg zeigt sich auch: Es ist auch für Macherinnen und Macher ungeheuer wichtig, Menschen zu haben, die sie unterstützen. Rousseau fand in ihrem langjährigen Chef Klaus Peter Nebel einen wichtigen Mentor, der sie gefordert, gefördert und beraten hat. Inzwischen ist sie selbst als Mentee tätig, um andere zu „ermächtigen“, um ihnen Mut zu machen. Es sei ihr Bestreben, „als Führungskraft andere in ihrer Persönlichkeit zu fördern, sie zu inspirieren, sie auf ihrem Weg zu unterstützen“.
Erfolg sei immer auch eine Teamleistung, ist sie überzeugt. Und überhaupt findet sich bei Manuela Rousseau keine Spur von egomaner Machtbesessenheit, wie man sie bei exponierten Persönlichkeiten ja gern mal vermutet. Stattdessen appelliert sie an eine humanistische Grundhaltung, die bedeute, auch mal eigene Interessen zurückzustellen. „Wären Lob, Anerkennung und Wertschätzung sowie die Förderung des Individuums und dessen Persönlichkeitsentfaltung das Selbstverständnis von Führung und ebenso von Erziehung, gäbe es weniger Unsicherheit und weniger Aggressionen.“ Wie wahr. Und so ist zu hoffen, dass Manuela Rousseau vielen Menschen Mut macht, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen.
PS. Manuela Rousseau lebt laut „Süddeutscher Zeitung“ in ihrer mittlerweile dritten Eigentumswohnung. Damit haben sich sämtliche ihrer im Alter von 27 Jahren definierten Ziele übererfüllt.
Manuela Rousseau ist eine Macherin par excellence. Mehr über sie findet sich unter manuelarousseau.de
In ihrer 2019 im Ariston Verlag erschienenen Autobiografie „Wir brauchen Frauen, die sich trauen: Mein ungewöhnlicher Weg bis in den Aufsichtsrat eines DAX-Konzerns“ ermutigt Manuela Rousseau insbesondere Frauen, sich „eine große Vorstellung“ von ihrem Leben zu machen.
Text/Autor: Vera Hermes