Ohne Jungs stimmt die Chemie

Koedukation – das gemeinsame Unterrichten von Mädchen und Jungen – gilt als moderne Errungenschaft unseres Bildungssystem. Seit Ende der 60iger Jahre nach und nach flächendeckend an weiterführenden Schulen eingeführt, mit dem Ziel gleicher Bildungschancen und der Aufhebung der Benachteiligung von Mädchen im Bildungssystem.

Ich selbst bin 1974 auf eine Mädchenschule. Erst die städtische Mädchenrealschule in Mönchengladbach und mit dem Umzug nach Ratingen, ab der 7ten Klasse, auf die Liebfrauenschule. Die beste höhere Mädchenschule im gesamten Umkreis hieß es damals. Meine Eltern waren verdammt stolz, dass ich von den Nonnen aufgenommen wurde. Für sie es wichtig, dass ich eine Mädchenschule besuche. Damals wie heute genießen sie einen sehr guten Ruf.

Beim Lunch mit Susanne J. Mathony plauderten wir über unseren beruflichen Werdegang. Nebenbei erzählte ich von meiner Zeit auf der Liebfrauenschule und sie erzählte, sie war auch auf einer Mädchenschule. Und möglichweise hat dieser Umstand Einfluss auf unsere Entwicklung, unser Selbstbewusstsein und unsere Karriere, stellen wir fest.

Denn: nur unter Mädchen waren wir nie mit Geschlechterrollen konfrontiert. Alle Mädchen waren der Nabel der Welt. Und alle Mädchen wurden für jedes Schulfach gleich begeistert. Kunst genauso wie Physik, Musik genauso wie Mathe. Nie hatten wir den Gedanken, Physik oder Chemie ist mehr was für Jungs als für Mädchen. Nie hörten wir den Satz „Das ist eher Jungs-Sache“. Unsere Schulzeit war völlig frei von irgendwelchen Jung-Mädels-Klischees, weil schlichtweg keine Jungs da waren. War das ein Vorteil für uns?

Ich habe mal ein wenig recherchiert. Es gibt einige weibliche Vorbilder in Top Führungsrollen als auch eine Reihe Studien dazu. Diverse erziehungswissenschaftliche Studien zeigen auf, dass sich in Klassen ohne Jungs, die Mädchen eher für naturwissenschaftliche Fächer begeistern lassen und eine größere Selbstwirksamkeitserwartung zeigen. Sabine Bendiek, Vorstand bei SAP, war ebenfalls auf einer Mädchenschule und betont, wie wichtig es war, dass ihr während ihrer Schulzeit niemals vermittelt wurde, dass Frauen und Technik ein Widerspruch sind.

Ich will mir nicht anmaßen zu beurteilen, welches Schulsystem besser ist. Da bin ich keine Expertin. Aber ich glaube, dass etwas dran ist, dass die Tatsache, dass ich in einem Umfeld aufgewachsen bin, dass frei von Geschlechter-Stereotypen war, mein Selbstbild als Frau positiv und gestärkt geprägt hat. Ich vermute nirgends eine Benachteiligung als Frau, weil es das in meinem Bild von mir schlichtweg nicht gibt.

Wenn ich von Frauen Sätze höre wie „Ja ja, wenn das ein Mann gesagt hätte, wäre es was anderes gewesen“. Oder „Das hat man sie nur gefragt, weil sie eine Frau ist“ dann erschließt sich mir dieser Gedanke nicht. Ich bin auf so eine Denkweise einfach nicht konditioniert.

Wie ist Deine Meinung zu meinen Gedanken? Schreib mir gern oder schicke mir eine Kontaktanfrage über LinkedIn.