Sollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden im Homeoffice überwachen?

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Homeoffice ist immer mit Vertrauen verbunden. Vertrauen darauf, dass die Leute von zu Hause aus einen guten Job machen und ihre Pflicht erfüllen. Es gibt, wie immer, schwarze Schafe. Die andere Seite der Medaille: Es gibt auch sehr viele Menschen, die aus Verantwortungsgefühl, Angst um ihren Arbeitsplatz oder schlicht, weil sie zu viel auf dem Tisch haben, im Homeoffice viel zu viel arbeiten. Ihnen würde eine Kontrolle vielleicht sogar helfen. Darum stellt sich die Frage:

Sollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden im Homeoffice überwachen, Berthold Bose?

Eine Antwort von Berthold Bose, Landesvorsitzender der Gewerkschaft ver.di Hamburg

„Das Thema im Zusammenhang mit Homeoffice ist nicht Überwachung. Wer dies so formuliert oder einfordert, versucht ein altes und längst abgelöstes Muster der Führung wiederzubeleben. Zudem ist das Thema Datenschutz von Beschäftigten in Zusammenhang mit dem Thema Überwachung berechtigt verstärkt im Fokus.

Was mit alternativen Arbeitsorten verbunden ist, ist – wie bisher – immer eine aktive Führung und eine angemessene Übertragung einer Arbeitsmenge, die überprüfbar ist. Das gilt es zu entwickeln, wo dies noch nicht etabliert ist, und mit Leben zu füllen. Gemäß Rechtsprechung schuldet jede*r Beschäftigte eine Arbeitsleistung mittlerer Art und Güte. Dies ist der Maßstab für Absprachen von Arbeitsmenge und damit auch Arbeitsleistung. Mit Überwachung hat das nichts zu tun.

Mitarbeiter*innen zu führen heißt Verantwortung in beide Richtungen zu übernehmen. Für die Beschäftigten genauso wie für die Interessen des Unternehmens. Auch Führungskräfte müssen sich weiterbilden und sich in den Führungsmitteln weiterentwickeln, um dies zu erfüllen.“

Und was meinen Sie dazu, Holger Kloft?

Eine Antwort von Holger Kloft, Geschäftsführer der Hamburger Fern-Hochschule (HFH)

„Die Beschleunigung, welche die Arbeitswelt durch die Pandemie auch in Bezug auf Arbeiten im Homeoffice erfährt, fordert Führungskräfte wie Beschäftigte in besonderem Maße. Veränderungsbereitschaft und Maßhalten in den technischen Möglichkeiten werden wichtige Aufgaben darstellen. Verantwortung heißt

  • für Führungskräfte: die Balance zwischen Fordern und Fördern erhalten und die Motivation auf das Niveau von „Freude auf …“ statt „Angst vor …“ zu halten.
  • für Mitarbeiter*innen: die eigene Motivation und Leistungsbereitschaft auch in ungewohnter Umgebung zu erhalten, aber auch Wege der Abgrenzung zwischen Arbeit und Privat zu finden.“

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